Wer sind wir?

Jeder Kavallerist im spätrömischen Reich, der eine Dracostandarte führte, wurde „Draconarius“ genannt. Ursprünglich war die Dracostandarte von den iranischen Parthern und deren Nachfolgern, den nordiranischen Sarmaten gekommen. Diese waren vor allem Reiterbogner, leicht gepanzerte Krieger, die mit Pfeil und Bogen zu Pferd kämpften.

Die Dracostandarte scheint bei ihnen die Rolle eines „Windsackes“ gehabt zu haben: So wussten sie immer, aus welcher Richtung der Wind wehte. Als die Römer in der Spätantike das Prinzip der Cataphracten, der schwer gepanzerten Kavallerie, von den Sarmaten in ihre Kampftechnik verwendeten, übernahmen sie auch deren Feldzeichen, die Dracostandarte. Mit den Römern verschwand jedoch die Dracostandarte nicht. Über die Sarmaten und die Nachfolger der Römer, den Byzantinern, verbreitete sich die Dracostandarte ab der Zeit der Völkerwanderung (375-568) in ganz Europa, wo sie Goten, Slawen, Hunnen, Langobarden, Awaren, Franken, Bulgaren, Rus, Petschenegen, Polowzer und die Kelten und Angelsachsen Britanniens in ihrer Kavallerie verwendeten.

Fränkische Reiterei führt die Dracostandarte (Psalterium Aureum Sancti Galli, Kloster Sankt Gallen, ca. 883)

Im Psalterium Aureum Sancti Galli, das heute noch in der Klosterbibliothek von Sankt Gallen aufbewahrt wird und als eines der großen Meisterwerke karolingischer Buchmalerei gilt, sind viele Miniaturen des zeitgenössischen Kriegswesens dargestellt. Hier findet man auch die oben abgebildete Szene einer Dracostandarte, welche einer fränkischen Kavallerie-Einheit voran getragen wird.

Dracostandarte (Teppich von Bayeux, 1066)

Auch auf dem berühmten „Teppich von Bayeux“, welcher die Invasion Englands durch die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer und den Tod König Haralds von England darstellt, ist ein Krieger mit der Dracostandarte zu finden.

Darstellung von König Artus in der Schlacht (Miniatur aus: Robert de Boron, L’Histoire de Merlin, um 1200)

In Robert de Borons fragmentarisch erhaltener „L’Histoire de Merlin“ findet sich schließ um 1200 nochmals eine Darstellung der Dracostandarte bei der Kavallerie, die jetzt bereits den Topfhelm, jedoch noch kaum ein persönliches Wappen kennt. Fazit: Die Dracostandarte war in den Reitereinheiten Europas noch mindestens bis in die Zeit nach dem Vierten Kreuzzug (1202-1204) oder Fünften Kreuzzug (1228-1229) bekannt und wurde hier auch zusammen mit dem Banner geführt. Dieses erschließt sich nämlich aus einer weiteren Miniatur aus dem Psalterium Aureum Sancti Galli, welche der Dracostandarte auf der gegenüberliegenden Seite folgt und hier abgebildet werden soll:

Fränkische Kavallerie reitet Infanterie nieder, welche einen Ausfall aus einer belagerten Stadt gemacht hat (Psalterium Aureum Sancti Galli, Kloster Sankt Gallen, ca. 883 n.Chr.)

Wir, die Draconarii, versammeln alle unsere Untergruppierungen unter unserem Banner, der Dracostandarte.

Dracostandarte

Sie ist das Bindeglied für die verschiedenen Ausprägungen innerhalb unseres Mittelaltervereins, in dem sich inzwischen wackere Wikinger (Normannen), englische Langbogenschützen, harte Fußkämpfer, flinke Reiterbogner, gefährliche Amazonen, frühmittelalterliche Ritter oder edle und holde Hohe Vrouwen zusammenfinden.

Unser Hauptaugenmerk liegt vor allem auf den Reit- und Kampftechniken des Frühmittelalters, das sog. „Rossfechten“ in verhältnismäßig leichter Panzerung, nur mit Kettenhemd, Mandelschild, Breitschwert, Nasalhelm und Flügellanze bewaffnet.

Aber auch das Reiterbogenschießen, dem sich unsere Amazonen und die Reiterbogner widmen, soll hier nicht zu kurz kommen. Rekonstruiert wird vor allem die Ausbildung des Pferdes, die nötig ist, diese Reit- und Kampfweise auszuführen.

Wer über kein eigenes Pferd oder über keine ausreichenden Reitkenntnisse verfügt, der findet sich bei den Fußkämpfern und Langbogenschützen ein, oder repräsentiert als Hohe Vrouwe in mittelalterlicher Gewandung. Exkursionen zu frühmittelalterlichen Stätten, zu Ausstellungen und Konzerten mit mittelalterlicher Musik, unsere Schola und die Mittelaltermusikgruppe oder das Nachkochen von mittelalterlichen Rezepten, mehrtägige Aufenthalte in historischen Burgen oder Häusern, Reitunterricht und Training in den jeweiligen Disziplinen sowie der Sommerkurs in unserer toskanischen Komturei Vallebona nahe Florenz und Komturei “Drachenruh”, Rancho Los Angeles nahe Ronda/Andalusien runden unser Vereinsangebot ab.

So ist für jeden etwas zu finden, bei uns Draconarii!